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Line Check mit süsser Unterstützung

March 10th, 2013 by G!

Wie versprochen gehts in diesem Beitrag um meinen (halbjährlichen) Line Check, den ich im Februar auf dem Airbus 330 absolvieren musste durfte. Ich hatte es ja bereits angetönt, dass sich die Geschichte manchmal und zumindest teilwese wiederholt.

So hatte ich es denn auch dieses Mal einer Planänderung zu verdanken, dass der Line Check nicht nach Tel Aviv stattfand, sondern – ja genau – nach New York JFK.  Das war aber nicht die einzige Überraschung, denn auch der Checkpilot änderte und es war kein geringerer als der “Wüstenspuren“-Blogger und “Blindflug Abu Dhabi“-Autor Capt. Dide himself! Geflogen sind wir leider noch nie miteinander, aber als wir uns vor kurzem in San Francisco in der Hotellobby trafen, sprachen wir darüber, dass es endlich mal Zeit würde. Allerdings habe ich damals nicht an einen – von ihm durchgeführten – Check gedacht.

Interessant zu wissen, dass nur kurz nachdem ich selber von der Zuteilung meines Checkers gelesen hatte, mein Handy biepte und mir TWRMädel mitteilte, dass sie wisse, wer mich peinigen checken werde (sic!) und sie ihm bereits einen Quälauftrag gegeben habe. Noch ein déjà-vu, denn schon einmal wurde meine Peinigung schoggiconnectionmässig angekündigt:

“Schon klar, vergrub ich mich in die virtuellen Bücher, um mir keine Blösse zu geben. Machtlos gegen diese Verschwörungen wälzte und klickte ich stundenlang virtuelle XMLs, PDFs und JPGs. Dies alles im Wissen, dass mich Herr Skypointer, der mit 14-Jahren Instruktortätigkeit mehr als doppelt soviele Jahre in seinem Instruktionsrucksack hat, als ich gewöhnliche Streckenerfahrung, jederzeit zur Schnecke machen kann. Das liess er auch sehr subtil offen durchblicken:

“Wird G! bei seinem bevorstehenden Simulator Refresher vom Instruktor S.P. zur Schnecke gemacht oder besteht er problemlos durch Bestechung mit Schoggi?””

Wenig nach der elektronischen Drohung des TWRMädels muss diese wohl ein schlechtes Gewissen bekommen haben, denn sie meldete eine “Überraschung” an. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was für eine Überraschung das sein soll, dachte aber sofort an die verschiedenen Connections, die dem TWRMädel zu- und nachgesagt werden und hoffte. Jetzt weiss ist, dass es nicht nur Gerüchte sind, aber dazu gleich.

So kam dann der Tag X und ich verschaffte mir beim Frühstück einen ersten Überblick über das Wetter unterwegs. Es wäre kein Checktag, wenn das Wetter in good old JFK schön gewesen wäre. Relativ starke Winde aus östlicher Richtung würden für einen Canarsie Approach sprechen, wenn da nicht die durch starken Regen reduzierte Sicht und die tiefe Wolkendecke wären. Diese Faktoren machen einen Canarsie Approach unmöglich. Der Anflug “der Wahl” ist schnell gefunden: ILS04R mit Seitenwind. In JFK hätte man zwar eine ILS auf die Piste 13L, diese wird aber aus verkehrstechnischen Gründen (Einfluss auf die Anflüge der Flughäfen La Guardia und Newark) sozusagen nie gebraucht. Zusammenfassend: ein Anflug mit tiefer Bewölkung, schlechter Sicht und Seitenwind. Was will man für einen Check mehr.

Wie üblich viel mir (dem Copi) die Wahl zu, welchen Flug ich durchführen möchte. Da JFK bekanntlich meine Lieblingsdestination ist, wählte ich trotz des nicht gerade einladenden Wetters das erste Leg nach JFK. Bevor ich mit der Planung startete, wies ich Dide darauf hin, dass ich dann noch eine Überraschung von jemandem zu übergeben hätte. Das war natürlich pure Taktik, denn ich versprach mir dadurch, dass er vor Grübeln, wer ihm denn was für eine Überraschung zukommen lassen habe, vergisst allfällige Fragen zu stellen.

Unsere First Class Flight Attendants wurden zum unfreiwilligen Gehilfen meines Checkers: Aufgrund einer vollen First Class musste unser Essen lange warten. Das war doppelt schlecht, denn so nahte ich mich einem Unterzuckerungszustand und es gab Checker Dide Zeit für allfällige (Aufwärm-)Fragen. Zeit für Plan B, ein Griff in meinen Crewbag und die drohende Unterzuckerung war in weite Ferne gerückt:

 

 

Es geht nichts über MOTIVIN FORTE made by TWRMädel. Als langjährige Instruktorin weiss sie, wie man gestresste Prüflinge rettet: nämlich mit einer nicht zu knapp bemessenen Dosis köstlicher Brownies! Dide und mein Kollege auf dem linken Sitz waren ziemlich sprachlos. Das ging mir übrigens aus so, als ich die Überraschung zum ersten Mal sah. Ich konnte mich nicht entscheiden, was besser war, der Inhalt oder das angebrachte Schreiben:

 

Prüfungstechnisch wäre es sehr schlecht gewesen, wenn ich meinen – ebenfalls langsam unterzuckerten Kollegen – keine Brownies abgegeben hätte. An einem Check will man vieles, aber keinen unterzuckerten Checker. Aber meine Brownies zu teilen, wäre auch keine gangbare Alternative gewesen. Zu gut waren sie und ausserdem war der Flug noch lang und landen würde ich auch noch. Also grosser Zuckerbedarf voraus! Aber auch daran hat TWRMädel gedacht und ein weiterer Griff in meinen Crewbag löste auch dieses Problem:

 TRANQUILIN FORTE für den Experten made by TWRMädel. Was will man als Prüfling mehr?

 

Mehrere Stunden und diverse Brownies später ging es wie erwartet  in den Anflug auf die Piste 04R. Erst 200m über dem Boden sahen wir aufgrund der Wolken und der reduzierten Sicht die Piste, auf der ich mit böigem Seitenwind und bei Regen unseren Airbus 330-300 mit 251 Personen an Bord nach 8:22 Stunden Flugzeit aufsetzte. Zum 37. Mal in meiner Karriere hiess es “welcome to JFK”. Etwas mehr als vierundzwanzig Stunden in New York und weiteren 7:30 Flugstunden später gings zur Qualieröffnung im Operation Center. Den Check habe ich bestanden und TWRMädel hat einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag dazu geleistet :-).

Noch einmal vielen Dank, TWRMädel. Der nächste Check kommt bestimmt und ich werde nicht vergessen, dir den Termin bekannt zu geben ;-).

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Window In The Skies X: Nightflight

April 10th, 2011 by G!

Der letzte Beitrag “Window In The Skies” liegt schon einiges zurück. Getreu dem Motto “was lange währt”, möchte ich einige unvergessliche Eindrücke von meinem ersten LAX-Flug teilen. Wie bereits erwähnt, war unser Rückflug nach ZRH auf einem eher seltenen Routing geplant.

Nach dem Start in Los Angeles flogen wir nach Norden Richtung Las Vegas:

Anstatt dann weiter wie üblich Richtung Nordosten zu fliegen, drehten wir genau über Las Vegas gegen Osten. Unser Routing führte uns quer durch die USA. Südlich von Denver gings über Kansas City nach Indianapolis. Der Himmel war sehr oft bewölkt, weshalb es nicht möglich war, die Städte (richtig) zu sehen. Das änderte sich aber, als wir uns der Ostküste näherten. Die Wolken verschwanden und uns offenbahrte sich eine wunderbare Aussicht. Philadelphia überflogen wir im Nordwesten:

Dann ein kleiner Schwenk mit der Kamera nach links in Flugrichtung (bzw. nach Nordosten) wo sich die New York Metropolitan Area in ganzer Pracht ausbreitete. Im unteren rechten Eck der “Übergang” zu Philadelphia; unterhalb der Bildmitte New Jersey, dann folgt Manhattan und im Norden Long Island (mit JFK). Jetzt ist klar, warum New York City die “City of Blinding Lights” ist:

Quer über New York City – Manhatten (zu erkennen das Chrysler Building und die Gebäude am Times Square; im Bild “obenerhalb” von Manhattan La Guardia) :

Genau unter uns Manhatten, vor uns Long Island (mit den hellen Lichtern der Terminals von JFK in der Mitte leicht rechts):

… und bevor wir uns Richtung Nordatlantik und Dunkelheit verabschieden noch einen Blick auf JFK:

Der Kampf gegen die Nacht und die anschliessende Schlaflosigkeit hat sich gelohnt. Jede Minute.

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Bürokratenrundlauf

December 18th, 2010 by G!

Wer in naher Vergangenheit schon einmal in den USA war weiss, wie genau es die Officer der Transportation Security Administration (TSA), Teil des Departments of Homeland Security, bei der Kontrolle der Flugreisenden nehmen. Gurt und Schuhe müssen immer ausgezogen werden und bei Flüssigkeiten kennt man keine Toleranzen. Hinzu kommt, dass die Ganzkörperscanner (“Nacktscanner”), die es in Russland schon lange gibt, inzwischen auf sämtlichen wichtigen US-Flughäfen in Gebrauch sind. Wer sich weigert, durch den Ganzkörperscanner zu gehen, muss ein neues, noch genaueres Abtastverfahren über sich ergehen lassen, bei dem auch die Genitalien abgetastet werden. Ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass die Sicherheitsmassnahmen in den USA zu den umfassendsten und besten weltweit gehören. Über den Sinn solcher Massnahmen, speziell für Piloten, gäbe es noch viel zu schreiben und zu diskutieren, aber darum geht es mir hier nicht.

Swiss bedient mit LX22 von Genf aus New York JFK. Vor dem Flug von Zürich nach Genf und danach von Genf zurück nach Zürich fliegen wir als “Passagiere in Uniform” auf einem Swiss Flug. Vor dem Flug Zürich-Genf durchlaufen wir wie üblich die Crew Sicherheitskontrolle im Swiss Operation Center. In Genf gehts direkt vom kleinen zum grossen Airbus, den wir nach JFK fliegen. So weit, so gut.

Bei der Rückkehr durchlaufen wir am Flughafen JFK dieselbe Sicherheitskontrolle wie die Passagiere. Ich würde daher behaupten, dass wir sehr genau durchsucht wurden und diesbezüglich nicht mehr wirklich ein “Sicherheitrisiko” für die Luftfahrt darstellen. Nichts desto trotz verläuft die vorschriftsgemässe Einreise in die Schweiz und der Transfer von unserem Flugzeug auf den Kurzstreckenairbus der Kollegen wie folgt:

  • Die ganze Crew wird von einem Crewbus am Flugzeug abgeholt und zum Creweingang (Non-Schengen) am Flughafen gefahren.
  • Dann durchlaufen wir den Schweizer Zoll (was natürlich Sinn macht) und weisen uns mit unseren Swiss Ausweis oder Pass aus.
  • Anschliessend verlassen wir – an der Crew-Sicherheitskontrolle vorbei, die wir durch das Glas ständig sehen – den gesicherten Bereich des Flughafens durch zwei Einwegschleusen.
  • Es folgt eine 180 Grad Wende, um 3 Meter weiter (durch eine andere Einwegschleuse) vor den Sicherheitsbeamten zu treten, der unsere Swiss Ausweise überprüft.
  • Dann legen wir unser ganzes Gepäck auf das Förderband zum Röntgen.
  • Wir selber dürfen – befreit von Handys, Schlüssel, Uhren und anderen gemeingefährlichen Gegenständen – durch den Metalldetektor-Türrahmen schreiten.
  • Wenn wir Glück haben, war es das. Wenn wir Pech haben, werden einzelne von uns Stichprobenartig abgetastet und deren Gepäck durchsucht.
  • Abschliessend gehts direkt (ohne Besuch beim Zöllner, denn schliesslich reisen wir innerhalb der Schweiz) durch eine andere Tür nach draussen wo hoffentlich (noch) der Crewbus wartet um uns auf den Airbus nach Zürich zu bringen.

Leider darf ich diesen Rundgang nicht fotografieren, filmen oder aufzeichnen, aber damit mich niemand falsch versteht: der Rundlauf um und durch die Sicherheitskontrolle findet auf einer Fläche von ca. 10×10 Meter statt! Der Sicherheitsbeamte, der unsere Ausweise kontrolliert, ist wenige Meter von uns entfernt, wenn wir den Zoll durchschritten haben. Grotesk und absurd ist das alles, weil wir in JFK (sehr genau) kontrolliert wurden und ab diesem Zeitpunkt bis zur Einreise in die Schweiz nie, nicht nur eine einzige Sekunde, einen nicht gesicherten Bereich betreten haben! Wenn die Sicherheitskontrollen beiderorts – wovon ich ausgehe – funktionieren, dann haben wir nach der Kontrolle in JFK gar keine Möglichkeit mehr, einen gefährlichen Gegenstand an uns zu nehmen. Ein direkter Wechsel von unserem Flugzeug auf das der Kollegen, das uns nach Zürich bringt, wäre daher “sicherheitstechnisch” vertretbar.

Ob ein Gewinn für die Sicherheit der Luftfahrt resultiert, wenn Crews zwei Mal kontrolliert werden, kann jeder für sich beurteilen. Ich will gar nicht wissen, wieviele Stunden viele helle Köpfe in vielen Bundesämtern damit verbracht haben, dieses ausgefeilte Konzept zur persönlichen Befriedigung Steigerung der Sicherheit in der Luftfahrt zu erarbeiten… Taxpayer’s money at work!

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