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Televisionskaja

December 16th, 2007 by G!

Etwas vom interessantesten in fremden Ländern ist es, die Kulturunterschiede zu erkennen und zu erleben. Ob es einem nun gefällt oder nicht, ein (nicht allzu geringer) Teil der heutigen Kultur lässt sich im TV erkennen. Falls es die Zeit oder mein Zustand nicht zulässt, die Kultur in "echt" zu erleben, schaue ich deshalb in den Hotels regelmässig lokale TV-Sender. So auch in Moskau, wo ich ja schon die örtliche Emanzipationskultur erleben und darstellen durfte.

Es freut mich zu zeigen, dass es immerhin in Sachen TV-Kultur absolut keine Unterschiede zwischen dem russischen und dem uns bekannten TV-Programm gibt:

 

Was für uns MTV oder für die noch jüngere Generation VIVA ist, heisst in Moskau (scheinbar) XNT. Die erste Ernüchterung: ohne Ton und ungeachtet dessen, dass die Schriftzeichen leicht unverständlich und verdreht ausschauen und ich natürlich nicht das geringste verstehe, überwiegen die Gemeinsamkeiten. Auch im Lande des Vodkas bestehen die Musikvideos überwiegend aus halbnacktenangezogenen, gutaussehende Frauen, die sich aufreizend bewegen. Der Text im unteren Teil des Bildes ist nicht etwa die Karaoke-Vorlage, sondern die dem MTV-Zuschauer bestens bekannten "grüss-deine-freunde-über-den-bildschirm-4-chf-sms".

   

 

Dann die nächste Überraschung: ZDF. Ein ausländischer Sender und erst noch ein Deutscher. Nun ja, da ZDF nicht zu meinen regelmässigen Anzappstationen gehört, hielt sich die Begeisterung darüber in engen Grenzen. Dies umso mehr, als das Bild irgendwie abgeschnitten wurde (das liegt nicht an meinem Foto!). Ob dies daher kam, dass das ZDF-Kabel zwischen Mainz und Moskau angeschnitten oder der Satellit unrechmässig angezapft wurde, muss an dieser Stelle offen bleiben.

 

    

Der nächste Sender, das nächste Déjà-Vu. Blondine mit grossem Herz und umgekehrt proportional grossem Oberteil labbert fünf Stunden lang allein in die Kamera und animiert die Zuschauer (wer kann sowas zuschauen?) zum Anrufen für einen stattlichen Minutenpreis. Gewinnen kann man theoretisch riesige Geldbeträge, praktisch jedoch maximal 10 Sekunden Gespräch mit der Blondine – wobei sich fragt, ob die Qualitäten dieser Dame im Reden liegen. Also weiter.

 

 

 

Es war abzusehen, dass es sie auch in Moskau gibt. Soaps, die sich definitionsgemäss durch hervorragende schauspielerische Leistungen und hochstehende, lebensnahe Dialoge der attraktiven Darsteller auszeichnen. Von der Beurteilung der Dialogqualität musste ich aus offensichtlichen Gründen absehen, aber das Gesehene hat mir dennoch gereicht, um die Serie auf die gleiche Stufe wie GZSZ einzustufen und darum ganz schnell weiter zu schalten.

 

 

 

Als ob Soaps nicht schlimm genug wären, ging es Qual auf Qual weiter. BIG IGOR, äh BROTHER. Nun ja, es düfte nicht allzu schwer gewesen sein, Teilnehmer für die Serie zu finden im Land, welches für die Serie – hm, ich nenne es einmal "Pate gestanden" – hat. Aber auch hier zeigt sich, dass sich Sex verkauft, denn die Teilnehmerinnen zeigen sich leicht offenherzig bzw. bekleidet.

 

 

 

 

 

 

 

Was die Dame im Bild mit dem Fön (ja, es war ein Fön) genau macht, konnte ich noch erahnen, aber wie es dazu gekommen war, habe ich leider verpasst…

 

 

 

  

Auch bei uns kommen diese Sendungen leider nie alleine, drum noch eine …

 

 

 

 

 

Da wurde scheinbar eine Unterkunft im sibirischen Arbeitslager einer Renovation unterzogen… Sieht auch sehr idyllisch aus. Früher wurden hier die kritisch mitdenkenden Personen überwacht, bei BIG BROTHER sind es die nicht mitdenkenden… so ändern sich die Zeiten – auch in Sibirien.

 

 

 

 

Wer kennt TOP GUN für Rettungssanitäter, mit dem K.I.T.T. der Lüfte, dem Medicopter 117 nicht? Das haben sich auch die russischen Produzenten gesagt und eine eigene Version geschaffen. Zugegeben, ich bin kein Fachmann in Sachen Helikopter-Aerodynamik, bin mir aber sicher, dass dieses Modell nur fliegt, weil es wegen seiner Hässlichkeit von der Erde abgestossen wird…

 

 

 

Last but not least – sie durfte nicht fehlen: Bitte erheben Sie sich für die ehrwürdige Richterin Barbara Saleschkova.

 

 

 

 

 

Ich glaube nicht, dass meine eingangs benutzte Forumlierung ("keine Unterschiede") übertrieben war…

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Hopp SWISS IV: I han ihn heibrocht

December 10th, 2007 by G!

Genau am Samstag vor einer Woche wurde der "Hopp Schwiiz-Flüger" getauft und vor 8 Tagen fragte ich, wie lange es wohl gehen würde, bis ich den HB-IJM fliegen würde.

Genau eine Woche: Als wir am Samstag Morgen in aller Frühe in CDG ans Gate kamen, stand er vor uns, der Euro08-Fan-Flieger! Das Beste, wir flogen ihn nicht nur zurück nach ZRH, sondern auch noch nach OTP und zurück. Genug Zeit also, um den Hopp Schwiiz-Flüger ins rechte Bild zu rücken, auch wenn der Nebel in OTP leider nicht Foto-Session-mässig war. (Darum musste er uns auch noch zeigen, dass er automatisch landen kann…). Erst eine Woche im Dienst und schon sind die ersten Abnutzungsspuren zu sehen (s. drittletztes Bild):

[Hinweis zu den Gallerien: wird ein Bild aus der Reihe angeklickt, wird es darüber grösser angezeigt. Ein Klick auf das grössere Bild öffnet es in einer Lightbox in der "Originalgrösse"]

[myginpage=hoppch]

Am Funk in ZRH hiess es dann zB. "Swiss xxx, give way to the Company Hopp Schwiiz A320" oder "Swiss xxx, contact Apron 121.750, Hopp Schwiiz. Für die Leute von der Zugangskontrolle am Gate, die Caterer von Gate Gourmet, die Bodenmannschaft in OTP und unsere Crew: der Flieger war ein Hingucker und ein beliebtes Fotosujet. Für einmal wurde sogar dem Kranich LU, dem Maskottchen unserer Mutter, die Show gestohlen, als wir in OTP neben dem LH  Airbus D-AILU parkten. Sorry, LU…

 

HOPP SCHWIIZ!

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Geschüttelt und gerührt

December 7th, 2007 by G!

…war das Motto der vergangenen Tage. Ende letzter bzw. anfangs dieser Woche herrschten in Europa windige Verhältnisse.

So verkürzt sich die Flugzeit ungemein, wenn man auf die Unterstützung eines Jetstreams mit 100kt, also ca. 185 km/h Rückenwind, zählen kann [Vergrösserung -> Anklicken]:

 

Im Bild erkennt man links oben die Groundspeed (die Geschwindigkeit des Flugzeuges gegenüber dem Boden), die 535 Knoten beträgt und die tatsächliche Geschwindigkeit des Flugzeuges gegenüber der Luft (True Air Speed, TAS 436 Knoten). Die Differenz zwischen diesen Beiden Werten kommt vom Wind, der sich darunter ablesen lässt: 358/100. Das bedeutet, dass der Wind mit 185 km/h (100 Knoten) aus Norden (358 Grad) bläst. In diesem Fall kommen wir in den Genuss des vollen Rückenwinds, was die Flugzeit ungemein verkürzt; zumindest auf dem Rückflug…

Wir hatten teilweise mit Winden über 230 km/h zu kämpfen. Wenn es sich um Seitenwinde handelt, lässt sich sehr schön zeigen, wie das Flugzeug gegen den Wind aufkreuzen muss um den geplanten Flugweg einzuhalten [Vergrösserung -> Anklicken]:

Die Windstärke und -richtung lässt sich wiederum oben links ablesen: In diesem Fall kommt der Wind nahezu vollständig von der rechten Seite mit 129 Knoten, ca. 240 km/h. Die Ausrichtung des Flugzeuges erkennt man am gelben Flugzeug unten in der Mitte. Der Flugweg ist jedoch ein anderer und lässt sich am grünen Strich ablesen. Der Wind führt also dazu, dass der tatsächliche Flugweg rund 15 Grad von der Flugzeugrichtung abweicht!

Weder aus der Windstärke, noch aus der Windrichtung lassen sich Angaben über ein allfälliges "Schütteln" machen. Während es im oberen Fall trotz des starken Windes ruhig war, geht es auch anders. Dann sieht es so aus [Vergrösserung -> Anklicken]:

Dazu kam, dass die Winde nicht nur in grossen Höhen kräftig waren. Auch im eigentlichen Anflug hatten wir zT. beachtliche Windgeschwindigkeiten, so zB. in Berlin beim Lineup (beim Auflinieren des Flugzeuges in die Pistenrichtung) noch ca. 130 km/h Rückenwind, beim sogenannten Outermarker waren es noch immer rund 85 km/h Querwind, bei der Landung dann nur noch gegen 30 km/h. Da ich in diesen Flugphasen mit Fliegen beschäftig war (zwischendurch gibt’s auch wenn man Airbus fliegt noch was zu tun), gibts davon leider keine Bilder. In Zürich hatten wir kurz vor dem Lineup auf die ILS 28 immer noch beachtliche 107 km/h, das auf rund 2400 Meter über Grund [Vergrösserung -> Anklicken]:

Bei solchen Bedinungen sind auch die Radarcontroller gefordert, da sie die starken Winde in die Richtungseingaben miteinbeziehen müssen.

Es dürfte daher nicht überraschen, dass einige Anflüge bzw. Landungen nach dem im Titel genannten Motto stattfanden. In den Wettermeldungen für die Anflüge fanden sich denn auch allerhand Warnhinweise:

In Frankfurt wurde vor Winden im Endanflug von über 74 km/h gewarnt, was nicht an der Tagesordnung ist:

 

In der Schweiz war unter 16’000 Fuss mit moderaten Turbulenzen und moderater Vereisung zu rechnen, wobei der Wind für die Landung noch harmlos war:

 

 Und so kann es aussehen, wenn’s auch für die Landung geschüttelt und gerührt sei soll:

In diesem Fall war’s ein "klassischer" (im Gegensatz zum "politischen") Anflug auf die Piste 28 in Zürich, wobei (wie in solchen Fällen üblich) vor Turbulenzen unmittelbar vor der Landung gewarnt wird. Der Wind ist (noch) harmlos, wird aber auffrischen und gegen 230/15G30 (rund 27-55 km/h) erreichen. Dazu kommt eine Warnung vor "Windshears" (Scherwinden) und eine Warnung vor Böen am Boden mit rund 60 km/h.

Bei solchen Anflügen gilt das Titelmotto, welches die Cabin- und Cockpit-Crew auf eine harte Probe stellt: Die Passagiere werden (ordentlich) durchgeschüttelt und füllen die eine oder andere Spucktüte und wir vorne müssen (ordentlich) mit dem Sidestick rühren, damit wir den Franzosen sicher auf den Boden bringen.

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