Riskmanagement
March 15th, 2011 by G!22. April 2001
Dreizehn tschetschenische Geiselnehmer halten zwölf Stunden lang 120 Leute im Swissotel in Istanbul als Geiseln in ihrer Gewalt, darunter eine Swissair-Crew. Die Geiselnahme wurde unblutig beendet.
7. Juli 2005
Vier Bomben explodieren in verschiedenen U-Bahnlinien und einem Bus in London. 56 Menschen sterben.
26. November 2008
In Mumbai (bis 1995 Bombay) kam es zu einer Serie blutiger Anschläge in deren Folge über hundert Menschen den Tod fanden. Zwei Hotels wurden von den Terroristen besetzt und Gäste, darunter eine Airline-Crew, als Geiseln genommen.
Dezember 2008
Innert kurzer Zeit gab es in Athen mehrere Generalstreiks. Andere, kleinere Streiks – von einem habe ich berichtet – zogen nur den Flughafen Athen in Mitleidenschaft. Seit dem 7. Dezember 2008 gab es in der Innenstadt von Athen und anderen griechischen Städten wie Thessaloniki schwere Kravalle und gewalttätige Zusammenstösse zwischen der Polizei und Demonstranten. Ein 15-jähriger Junge starb, Banken, Geschäfte und Autos wurden verwüstet, geplündert und in Brand gesteckt. Die Aufstände dauerten mehrere Monate.
Am 16. Dezember 2008 wurden in einem Kaufhaus in Paris fünf Bomben ohne Zünder entdeckt. An diesem morgen wachte ich Paris auf – in sicherer Distanz vom Geschehen.
29. März 2010
Zwei Sprengsätze explodieren in Stationen der U-Bahn von Moskau. 40 Menschen sterben.
Januar/Februar 2011
In Kairo kommt es im Zuge diverser Aufstände in Nordafrika zu blutigen Unruhen. In dieser Zeit fliege ich dreimal CAI an.
März 2011
In Japan kommt es zum grössten Erdbeben der japanischen Geschichte. Ein Tsunami bildet sich und reisst ganze Städte mit sich. Reaktoren werden beschädigt, die Situation bleibt im Hinblick auf mögliche Verstrahlungen unklar und kritisch. Seither bebt die Erde in der Region Japans täglich mehrmals. Die sich in Tokio befindenden Swiss Crews konnten unbeschadet in die Heimat zurückkehren. In der Zwischenzeit fliegt Swiss NRT (noch) im Turnaround (die Crew verlässt das Flugzeug nicht) ab HKG an. Mein Flug nach Tokio Narita wird abgesagt, ich bekomme Standby-Dienst zugewiesen. Soeben wurde eine nukleare Warnung für mehrere Flugräume erlassen. …
Immer
Eine kleine und sehr unvollständige Auswahl. In den genannten Beispielen waren Orte involviert, die Swiss anfliegt und in denen (ausser CAI) wir Nightstops haben. Ich war (damals bei Swissair) mehrmals im Swissotel, fuhr schon diverse Male U-Bahn in London und Moskau, war shoppen in Paris und in der Athener Altstadt. Auch in Mumbai war ich inzwischen mehrmals, in NRT letzten Monat und theoretisch auch ab morgen.
Als Airline-Crew sind wir in den Brennpunkten der Welt unterwegs. Damit verbunden ist auch ein erhöhtes Risiko. Immerhin kamen – auch jüngst in NRT – keine Swiss-Crewmember zu Schaden. Hoffen wir, dass es auch weiterhin so bleibt. Beim nächsten Nightstop werde ich mir die Vorgaben und Empfehlungen unserer Security-Abteilung noch mehr verinnerlichen …
Posted in master warning, off/duty, on the ground | 5 Comments »
March 18th, 2011 at 20:29
Bleibt zu hoffen, dass SWISS Japan so lange als möglichst beisteht und mit weiterhin täglichen Flügen Raum für Hilfe und Hoffnung offen lässt. Meine Japanrotation beginnt morgen!
Sorgen über meine Gesundheit sind angesichts dieser Tragödie des japanischen Volkes weniger wichtig, zumal wir kaum länger als 3h in Japan bleiben… Aber eben, sollte jeder selber wissen.
March 28th, 2011 at 11:18
…als zweite Konsequenz wäre noch anzufügen, einmal für etwas mehr Lohn (“Risikozuschlag” zu fragen. Solche Zuschläge sind ja in eurer Branche üblich (Treibstoffzuschlag)…
March 30th, 2011 at 13:03
Guter Ansatz. Zuschläge sind aber nur dort gefragt, wo derjenige, der sie erhebt, in den eigenen Sack bekommt. Darum beginnen unsere Probleme schon früher: http://pilotsofswiss.wordpress.com/2011/03/28/blockade-im-piloten-gav-aeropers-schaltet-kantonale-einigungsstelle-ein/
G!
March 30th, 2011 at 15:16
[…] Riskmanagement […]
September 17th, 2011 at 19:10
[…] stand nun wieder Tokyo auf dem Einsatzplan. Zum ersten Mal “nach Fukushima”. Wie ich in diesem Beitrag erwähnt habe, lohnt sich vor dem Besuch in Risikogebieten ein Blick in die Empfehlungen unserer […]