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Geduld und Schweigen

June 8th, 2009 by G!

af447

Die letzte Woche wurde vom tragischen Unglück des Air France Fluges AF447 überschattet. Seit dem Zeitpunkt der ersten Medienmeldung über den “vermissten” Airbus 330-200 überschlagen sich Meldungen, die sich der Reihe nach als ungenau oder sogar falsch erweisen:

– In den ersten Meldungen gab es eine Diskrepanz zwischen dem Ort des vermuteten “Verschwindens vom Radar” (Atlantik, in der Nähe der Brasilianischen Küste) und dem angeblichen Zeitpunkt (acht Uhr MESZ). Dieser Zeitpunkt wäre rund 3h vor der geplanten Landung in Paris gewesen. Dann wäre das Flugzeug zwar über dem Atlantik, aber in der Region Kanarische Inseln-Iberische Halbinsel vermisst worden  …

– Es folgten zahlreiche sich korrigierende Meldungen, aus welchen Staaten wieviele Passagiere an Bord des Airbus 330-200 gewesen seien. Einmal waren keine Schweizer an Bord, dann 6 oder 3…

– Dann wurden die ersten Wrackteile gefunden und es tauchten Bilder einer Kerosinspur im Meer auf. Wie sich nur ein oder zwei Tage später herausstellte, waren die “Wrackteile” Paletten und die Kerosinspur war Öl eines Schiffes…

– Hinzu kommt, dass sich die Theorien, warum denn nun der Air France Flug AF447 abgestürtzt sei, seit der ersten Sekunde der Meldung überschlagen.  Das einzige, das bei einem solchen Vorfall jedoch zu Beginn mit Sicherheit gesagt werden kann ist, dass die Meldungen am Anfang mit hoher Wahrscheinlichkeit ungenau oder sogar falsch (siehe oben) sind. Dementsprechend ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die auf wenigen bis gar keinen gesicherten Informationen beruhenden “Begründungen” in die falsche Richtung gehen, gross. Ich verstehe den Druck, dem die Journalisten unterliegen. Im heutigen Zeitalter der zeitverzugslosen Kommunikations- und Informationsgesellschaft will man sofort wissen, wo der vermisste Airbus ist, was geschehen ist usw. Das sehe ich auch bei mir: als Pilot (der in diesem Fall sogar mit demselben Flugzeugtyp fliegt) verspüre ich ebenfalls sofort ein Bedürfnis nach mehr Informationen. Aber das alles entschuldigt meines Erachtens nicht, dass zunächst einfach etwas geschrieben wird, dass verbessert werden muss um es noch einmal zu korrigieren, bis es vielleicht ein bisschen stimmt – oder auch nicht. Auch wenn man als (Online-) Zeitung eine Schlagzeile haben muss, wäre es doch unter den Gesichtspunkten Professionalität, Berufsehre und -moral, Qualität usw. angebracht, erst etwas zu schreiben, wenn es mit hoher Wahrscheinlichkeit als gesichert betrachtet werden kann.Schnell etwas schreiben muss doch nicht einhergehen mit schlecht oder gar falsch schreiben. Und wenn es doch so ist, empfehle ich folgende Sprichwörter zum Nachdenken:

Geduld ist eine Tugend

Reden ist Silber – Schweigen ist Gold

… dann bleibt nämlich nicht nur Zeit, die tatsächlichen Fakten zu ergründen, sondern auch (und dafür reicht ein schwarzer Titel über dem reisserischen Titelfoto nicht aus)

um das Gedenken der verstorbenen Menschen  zu ehren.

May they REST IN PEACE!


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