Piloten sind bekanntlich sehr grosse Fachidiotenspezialisten. Bei Swiss zeichnen wir – der Captain als Verantwortlicher und der First Officer als sein Stellvertreter – verantwortlich für ein Unternehmen mit
– fünf bis zehn (oder mehr) Angestellten;
– bis zu ca. 240 Menschenleben;
– Fracht in Wert von unbekannter Höhe;
– und ein Flugzeug im Wert von 70 (Airbus 319) bis 215 Millionen (Airbus 340-300) amerikanischen Dollar.
Das Unternehmen Flug kann aber nur stattfinden, wenn unzählige andere Fachspezialisten ihren Teil dazu beitragen. Das ist sehr gut zu erkennen, wenn man sich nach einem Flug, nachdem das Flugzeug den Standplatz erreicht hat, kurz die Zeit nimmt und sitzen bleibt (statt wie die 199 anderen Passagiere sofort das Handy einzuschalten, aufzustehen und mit allen gleichzeitig das Handgepäck aus den Gepäckfächern zu nehmen, sich dabei gegenseitig fast zu erschlagen, um dann 3-5 oder noch mehr Minuten zusammengequetscht in einer unnatürlichen Haltung und mit dem Gepäckstück eines anderen Passagiers im Rücken zu warten, bis sich die Menschenschlange laaaangsam in Bewegung setzt */**). Dann kann man nämlich zuschauen, wie innert kürzester Zeit zahlreiche Personen um’s Flugzeug schwärmen um dieses zu entladen, reinigen, warten, beladen usw. Dazu kommt noch eine weitere, noch grössere Anzahl Personen “hinter den Kullissen”, die nicht sichtbar sind.
Letzten Endes sind es die Piloten, die den Flug durchführen. Deswegen macht es für das Verständnis der Prozesse und Zusammenhänge des mit einer mechanischen Uhr vergleichbaren Räderwerks “Flug” Sinn, möglichst viel von diesen (wenn teilweise auch nur sehr rudimentär) zu kennen.
Dies ist denn auch das Ziel einer Aus- und Weiterbildungsreihe für First Officer bei Swiss. Ich habe inzwischen das erste Modul besucht und durfte dabei unter anderem zu Swissport um den Bereich Move/Pushback anschauen. Was Kollege Tobi von “Bits and Bites” erlebt hat und was das Ganze mit einer fetten Katze zu tun hat, schreibt er <hier>. Swissport wurde übrigens 2009 zum neunten Mal (!) in Folge als beste Bodenabfertigungsgesellschaft “Best Global Ground Handling Services Company of the year” ausgezeichnet! – Gratulation an dieser Stelle für diese hohe und verdiente Auszeichnung!
Wenn sämtliche Vorbereitungen abgeschlossen sind, das Flugzeug betankt und beladen, die Passagiere an Bord und auf ihrem Sitz, das Handgepäck verstaut und sämtliche Türen geschlossen sind, holt der Copilot von der Bodenkontrolle die Bewilligung um das Flugzeug vom Gate zurück zu stossen und die Triebwerke zu starten. Über eine Drahtverbindung teilt dann der Captain dem Fahrer des “Schleppers” (oder in diesem Fall: dem “Stosser”) – oder im Ausnahmefall mit Handzeichen – mit, dass wir die Bewilligung zum Zurückstossen erhalten haben. Dann schieben uns die Fahrer der von uns “Pushbacktraktor” genannten Spezialfahrzeuge (offiziell: Flugzeugschlepper; Details zu den Fahrzeugen gibts beim Hersteller Goldhofer) vom Gate weg an die von der Bodenkontrolle vorgegebene Stelle und sagen uns, wann die Triebwerke frei zum Starten sind.
… aber genug geschrieben, Bilder sagen von einem sehr interessanten und eindrücklichen Besuch mehr als Worte:
[Hinweis zu den Gallerien: wird ein Bild aus der Reihe angeklickt, wird es darüber grösser angezeigt. Ein Klick auf das grössere Bild öffnet es in einer Lightbox in der Originalgrösse]
[myginpage=rollentausch]
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* ich habs versucht, den Satz noch länger zu machen … aber nicht geschafft 😉
** wenn ich als Passagier das zweifelhafte Vergnügen habe, dieses SchauTrauerspiel – das bei jedem Flug stattfindet – anzusehen, frage ich mich jeweils, wie man auf die Idee kommen kann, dass Menschen intelligent seien. Aber es ist wohl nur eine Frage der Definition…
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