Geniesse den Augenblick
February 22nd, 2008 by G!Donnerstag, 21. Februar 2008, 2049Z
Airbus 320E HB-IJV, LX8475 Sharm El Sheik – Zürich, italienischer Luftraum
Mit 79% der Schallgeschwindigkeit durchqueren wir auf 36’000 Fuss den italienschen Luftraum, rund 200 nautische Meilen südöstlich von Zürich. Der Controller hat uns soeben eine kleine Abkürzung gegeben: "äääh, Saaawisse 8475, reiiiidaaar gontagt, äääh, prosiiid äh dairägtä LIPMA". Wir sind bereits 3 Stunden und 35 Minuten in der Luft und sind es gemäss unserem Bordcomputer noch rund 40 Minuten. Dann landen wir in Zürich auf der Piste 28. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir am heutigen Tag insgesamt schon 473 Passagiere befördert, sind 3500 nautische Meilen – ca. 6500 km – geflogen und waren 8 Stunden und 17 Minuten in der Luft. Nach der Landung steht es fest – ein Rekordtag in jeder Hinsicht, denn meine bisherigen Rekorde vom Mai 2007 werden geschlagen: Mit 1831 nautischen Meilen ist der erste Flug des Tages von Zürich nach Luxor streckenmässig, und der dritte und letzte Flug von Sharm El Sheik nach Zürich mit einer Flugzeit von 4 Stunden 12 Minuten zeitmässig, am längsten.
Der Blick schweift zum x-ten Mal am heutigen Tag auf die Systemanzeigen und bestätigt mir einmal mehr, dass sämtliche Parameter im grünen Bereich sind: die beiden Triebwerke schnurren unermüdlich vor sich hin und verbrennen je 1200kg Treibstroff pro Stunde, wir haben wie errechnet noch rund 4600 kg Treibstoff an Bord, der eine Temperatur von minus 20 Grad hat, die Druckkabine ist auf 7100 Fuss und mit einem akutellen Gewicht von 64380 kg sind wir bereits 1600 kg unter dem maximalen Landegewicht. Die Temperatur im Cockpit beträgt mollig warme 27 Grad, unsere 156 Ferien-Passagiere haben 24 Grad warm. Alles ok, alles ruhig, alles Standard.
Einen halben Meter entfernt von mir beträgt die Aussentemperatur menschenfeindliche minus 62 Grad. Durch die hohe Geschwindigkeit beträgt sie auf der Flugzeugoberfläche "nur" noch minus 36 Grad. Die schneebedeckten Alpen werden vom Vollmond fast schon unnatürlich erhellt. Ein wundervoller Anblick.
Die Passagiere schlafen, während wir uns langsam mental auf den Anflug vorbereiten, denn bald landen wir. Endlich. Denn 12 Stunden nach Duty-Beginn ist alles diskutiert und besprochen, was zu besprechen wäre. Es läuft – abgesehen von der Verspätung – problemlos.
Zeit, den Augenblick der Ruhe und der "grünen" Parameter zu geniessen, denn in 48 Stunden werde ich mir genau diese "Langeweile", die Flight Attendants und den Kaffee herbeisehnen, wenn ich am Samstagabend im Airbus 321 Simulator meinen halbjährlichen Check absolviere und ein brennendes Triebwerk mein kleinstes Problem sein wird…
Posted in in the air | 12 Comments »