Ein Platz an der Sonne
June 21st, 2007 by G!Bekanntlich soll man – wenn man sich das Leben etwas einfacher und lebenswerter machen will – stets (und vor allem) die guten Seiten von "Nachteilen" sehen. Gesagt – getan.
Der verschärfte Wettbewerb in unserer Branche hat dazu geführt, dass an vielen Destinationen – und insbesondere an unserer Homebase ZRH – sehr oft nur kurze Bodenzeiten für die Flugzeuge und Crews geplant sind. Das führt manchmal zu einer gewissen (und oft auch unvermeidbaren) Hektik. Was daran positiv sein soll? Nun ja, ausser dem naheliegenden Effizienzgewinn und dem damit verbundenen finanziellen Vorteil für SWISS gibt es noch einen wesentlichen Vorteil für die Cockpit-Crews zu erwähnen:
Während es "unten" so ausschaut…
…ist die Chance sehr gross, dass es "oben" 15-30min später so ausschaut
Wer würde sich da nicht freiwillig beeilien? Die Hektik lohnt sich also, denn bekanntlich sind die besten Plätze begehrt …und wir wollen ja nicht, dass unser Platz an der Sonne bereits mit einem Kranichbadetuch(*) besetzt ist.
(*) An dieser Stelle einen Gruss an meine (mitlesenden) Kollegen bei der Mutter…
Posted in impressions, in the air | 11 Comments »
June 22nd, 2007 at 14:31
Da hatte ich vorgestern das umgekehrte Erlebnis. Wir sind in Alicante bei schönstem Wetter gestartet. Später dann Gewitterwolken bis auf 10.000m Höhe. Hat ganz schön gerumpelt. Aber es war trotzdem der beste Flug den ich bisher hatte. Der Kollege(aber andere Airline) mit dem Namen Sonnenschein(den würd ich heiraten, wenn ich eine Frau wäre 😉 ) war der beste Pilot, den ich je hatte. Also ich mein wie gut der fliegt bekommt man ja so nicht mit, aber er hatte was, was ich kaum noch erlebe…Spaß am fliegen.
Vielleicht interessiert dich, oder die anderen Piloten die mitlesen ja mal wie das so aus der Passagiersicht aussieht und wie sich manches so anfühlt, was sich so reinschleift, wenn nicht, einfach überlesen.
Ich fand bis vor einiger Zeit alte Piloten immer ganz toll. Das ist wie der alte Kapitän auf einem Schiff. Sehr erfahren und über alles erhaben. Leider haben die aber häufig eine Eigenschaft, die ich schade finde. Sie scheinen die Leidenschaft fürs Fliegen verloren zu haben. Es ist nur ein Job. Vielleicht einer der einem gefällt und man will nichts anderes machen, es gefällt einem auch, aber es ist nicht mehr so diese Besonderheit wie am Anfang. Vielleicht ein wenig vergleichbar mit dem Auflegen, was ich mal fünf Jahre gemacht habe. Die ersten Jahre wo du das machst da stehen da 500-750 Leute, du legst auf und denkst dir nur “Mensch Hammer”. Später merkste die Leute gar nicht mehr so. Du findest das zwar immer noch toll, aber dieses überwältigende fehlt. Das krazt dich nicht mehr so, ob da jetzt mal 500 oder auch 1000 Leute sind. Das Auflegen ist immer noch toll, aber anders. Du hast nicht mehr automatisch dieses Grinsen im Gesicht. Oder halt nicht mehr so stark.
Die Ansage am Anfang(häufig die einzige) sieht dann meist sehr trocken, sachlich und kurz aus: “Sehr geehrte *Rausch* Passagiere wir starten in *nuschel* wenigen Minuten und *nuschel* in Alicante/Kuba/London/Madrid/was auch immer sind es 28 Grad und Sonnenschein. Wir sind um x:xxh da.
Vorgestern. Smick, Flughafen Alicante, Mist, das ist ja ne Air Berlin Maschine…na prima. Wir setzen uns und der Pilot fängt an zu erzählen, wer er so ist, sein Co-Pilot und wie die Strecke dann verläuft. Er fliegt erst mal hierlang, dann da lang und meldet sich dann später noch mal.
Später meldet er sich und berichtet über das Wetter am Zielflughafen und dass alles prima ist mit dem Wetter. Dann erspäht er rechts einen Turm und fängt an zu erzählen, dass man da ein ganz interessante Wetterphänomen sehen kann, nämlich die Entstehung eine Gewitterwolke. Blabla(kürze mal ab ;-)) steigt auf, Luft von der Seite hier steile Flanke usw.
Dann berichtet er von Tolouse(hmmm wie schreibt man das noch mal? Sprechen kann man es einfacher 😉 ) über das wir fliegen und Später meldet er sich und erzählt von Paris da unten. An Köln vobei verweist er dann auf dieses und zeigt die beiden Braunkohletagebauten Garzweiler I und II und dass wir gleich wieder zurück über den Rhein fliegen um dann in einem Bogen in Dus landen. Dann noch, dass wir soundsostark Rückenwind haben und deshalb etwas schneller sind und dies und das.
Also er hat bestimmt 6-7 mal interessante Dinge erzählt. Vielleicht mag es den ein oder anderen Business-Reisenden stören, aber ich fand das klasse. Ich interessiere mich sehr für all diese Dinge. Schade, dass da sonst vieles an einem vorbei geht. Halt auch viele Geschichten die man sonst nur hier im Blog liest, weil man nicht hinter die Kullissen sehen kann.
Er war sehr motviert und hat auch Spässchen gemacht. Sehr unterhaltsam und er machte den Eindruck er macht das alles sehr gerne. Natürlich sind fliegerische Fähigkeiten wichtiger, als das, aber dass er über die verfügt, das setze ich ja mal voraus. Und es muss ja nicht gleich so viel sein, aber die ein oder andere Information ist schon ganz interessant. Auf jeden Fall besser, als zum hundertsten mal Mr. Bean zu sehen…;-)
Übrigens im Bordprogramm lief “Das Dschungelbuch” auf einem Hörkanal. Aber nicht diese neue für die Kinder von heute gemachte Version mit viel Aktion und so, sondern die ganz ganz alte Originalversion. Da konnte ich nicht wiederstehen, das war echt zu köstlich. 😉
June 22nd, 2007 at 14:39
Das ist ja ulkig, ich klicke gerade weiter auf http://splitduty.blogspot.com/ und was seh ich da? Genau das ist dort Thema…die Durchsagen 😉
June 22nd, 2007 at 15:35
Smick, vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Es ist tatsächlich sehr schwierig, bei den Ansagen das richtige Mass (Inhalt, Menge, Anzahl) zu treffen. Das zeigt ja der Beitrag von NFF (der ja nun einige Jahre Erfahrung auf dem Buckel hat) sehr gut. Was aber definitiv feststeht ist, dass es einen Unterschied macht, ob man einen typischen “Business”-Flug nach LHR hat oder einen Charter nach AYT. Dazu kommt die Tageszeit: wenn die da vorne viel Quatschen wenn’s in tiefster Nacht nach KEF oder zurück geht, macht man die PAX nur sauer. Aber eben: situativ entscheiden. Werde ich mir zu Herzen nehmen, wenn ich dann mal Lust habe, mit den PA’s anzufangen 😀
June 23rd, 2007 at 18:47
Halt, halt! Ich habe die Erfahrung nicht auf dem Buckel, sondern auf dem Bauch 🙂
June 23rd, 2007 at 20:18
😀 Ich habs befürchtet, dass die First Class Meals ihre Spuren hinterlassen. Ohne First Class und mit Aircraft Change bei nahezu MGT ist die Gefahr bei mir bis auf weiteres gebannt 😉
June 25th, 2007 at 10:09
Hihi, ich stell mir das gerade beim Nachtflug vor. Hinten, alles ruhig, alle schlafen. Der Pilot ist wach, aufmarksam. Auf einmal Kabinendurchsage “Da Da Da*aufgeregtschrei*, kuckt doch mal alle da sieht man…” Ups, stimmt ja die pennen ja alle. Hihi, da hat man bestimmt schnell ne Menge neuer Freunde. 😉
June 25th, 2007 at 12:57
Da hatte ich am SA und SO eine nette Cabin Crew mit einer super Idee zwischen ZRH und CDG und reour 🙂 irgendjemand hatte auf seinem MP3 super Duper Handy so richtig schweizerische Ländler Musik. Die lief dann während dem Boarding und beim Auslad. Das kam bei den Paxen übrigens auf beiden Strecken sehr gut an, man hörte Kommentare wie: cool, super, passt total, sollten sie immer machen, endlich wieder Swissness life und so weiter… So richtig gut käme das natürlich im Appenzeller und dann wenn möglich ein nettes Käse Plättli dazu 🙂
Spass beiseite, als ich von der Idee hörte, fand ich es gar nicht schlecht und da ich ziemlich früh an Board war und ganz vorne sass, habe ich extra auf die Paxe geachtet und es kam super an…. Endlich mal was anderes, als die übliche Musik.
June 25th, 2007 at 17:25
Das klingt auch echt sehr lustig. Echt sehr gut. Hier im Rheinland würde dann Karnevalsmusik laufen…die Idee ist klasse…zumindest für den Rheinländer 🙂 🙂 🙂
Ich wäre übrigens auch für eine Abstimmung am Anfang des Fluges. “Wer hat das nervige “In einem Notfall” schon tausendmal gesehen?” Es wird nur gezeigt, wenn nicht alle aufzeigen. 😉 Wobei ich glaube, wenn was passiert, dann weiß ich eh nur noch Notausgang, hoffentlich eine Rutsche, wenn nicht keine Ahnung wie das geht – Schwimmweste unter sitz, erst im Wasser aufblasen – ach ja und Arme beim rausrutschen vor dem Körper kreuzen. Und selbst das ist in einem Falle sicher alles vergessen…
June 25th, 2007 at 22:30
@IJL
Bin zwar absolut kein Fan der “typischen” CH-Musik, fand aber schon immer, dass wir markentechnisch mehr aus dem SWISSness machen könnten. Kitsch halt, aber das zieht und wenn wir ehrlich sind hat jeder im Ausland Heimatgefühle, wenn er mit vaterländischem Kitsch empfangen wird…
@Smick
Du hast recht: im Notfall wissen nur die wenigsten was tun. Das hat auch damit zu tun, dass die Leute denken, sie wüssten was zu tun ist, aber sich gedanklich nahezu nie wirklich damit auseinander setzen…wenn’s hart auf hart kommt: schade.
June 26th, 2007 at 9:55
Ich kann diese Musik im Normalfall auch nur beim Skifahren ertragen, aber die Crew war so motiviert gewesen, man merkte das Arbeiten macht ihnen Spass, was ja heutzutage nicht gerade überall anzutreffen ist. Gerade erst gestern meinte ein Franzose zu mir, wenn er die Wahl hätte zwischen AF, LH und LX, dann auf jeden Fall LX, denn da wären die Leute immer noch freundlich… Spricht für sich. Getreu den Motto, man kann es nicht sehen und hören, aber fühlen und das ist wichtig…
Und mit dem Heimatgefühl hast Du recht, es ist nett mit einem “Grüezi” mitten in Asien empfangen zu werden, dann bin ich schon zu Hause 🙂
June 26th, 2007 at 15:19
…wie hat es doch eine inzwischen irgendwie nicht mehr existierende Airline treffend genannt:
“OUR BRAND IS MADE BY PEOPLE”!