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Red Bull Air Race

May 31st, 2007 by G!

Inzwischen dürfte sie jeder einigermassen Aviatikbegeisterte kennen: die Rallyes der Lüfte, die RED BULL AIR RACES. Am 14./15. Juli 2007 findet das 5. Rennen der Red Bull Air Race World Series in Interlaken (CH) statt, Tickets gibts hier. Falls sie jemand noc nicht kennt: Bei diesen Rennen fliegen einige der besten und wahnsinnigsten tollkühnsten Akrobatikpiloten in Motoren mit Flügeln vor einer sagenhaften Kulisse mit bis zu 400 km/h auf wenigen Metern über dem Boden zwischen luftgefüllten Stoffsäulen einen Parcour ab und erreichen dabei bis zu 10G. In 6 Wörter zusammengefasst: "There is no room for error."

Auch wenn einige der Air Race Piloten aktive/ehemalige Linienpiloten sind, ist diese Art der Fliegerei natürlich nicht einmal bei akuter Hypoxie mit derjenigen von uns zu vergleichen.

Dennoch, es gibt auch eine Linienpilotenversion: Bei den derzeitigen Wetterbedinungen in Europa erinnert ein Blick auf das Navigation Display – zumindest mit etwas Alkohol Kreativität – an einen Parcour eines Red Bull Air Races (vgl. die Gallerie). Es gibt Hindernisse, die nicht berührt werden dürfen und in einer gewissen Art [will heissen: safe/sicher] auf dem kürzesten und schnellsten Weg zu umfliegen sind. Obige Beschreibung müsste dann so heissen: Bei diesen Wetterlagen fliegen Linienpiloten in Bussen mit Düsentriebwerken über sagenhaften Gegenden mit bis zu Mach 0.80 auf 39’000 Fuss zwischen energiegeladenen, über 10’000m hohen Gewitterwolken ihre Passagiere mit möglichst nur 1G von A nach B, damit diese noch in den Genuss des Bordservices kommen. Das tönt zwar wesentlich harmloser und unspektakulärer, aber auch gilt in gewisser Weise: "There is no room for error."

Mindestens einen Unterschied gibt’s allerdings: Während bei einer Berührung beim Red Bull Air Race die Säule sofort zerreisst, kann ein Durchfliegen gewisser Gewitterwolken das Passagierflugzeug zerreissen…

Erklärungen zur Gallerie für Bodenständige:

– die farbigen Flecken (grün, gelb, rot, violett) zeigen Gewitterzellen (von grün="harmloses schütteln" bis violett = "Gefahr, absolutes no go")
– der gelbe Flieger unten in der Mitte ist unser Flugzeug
– die grüne – gestrichtelte – Linie ist unser geplanter Flugweg (wie wir ohne Gewitter fliegen würden)
– die grüne – durchgezogene – Linie ist der aktuelle Flugweg
– die "Diamanten" mit Zahlen (zB. Bild 2) sind andere Flugzeuge (die Zahlen geben die relative Höhe im Vergleich zu uns an)
– die blauen Zahlen an den Enden der Halbkreise sind Distanzangaben (Nautische Meilen vom Flugzeug aus gemessen); sie geben einen Eindruck von der Grössenordnung dieser Zellen, zT. über 100km!
– die Flughöhe

Wenn man betrachtet, wie nahe gewisse Flugzeuge an den Zellen vorbei fliegen, fällt auf, dass nicht alle Piloten dasselbe Verständnis für diese Verhältnisse haben…

[myginpage=airrace]

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Posted in impressions, in the air | 10 Comments »

10 Responses

  1. Smick Says:

    >kann ein Durchfliegen gewisser Gewitterwolken das Passagierflugzeug zerreissen…

    Kann so eine Gewitterzelle wirklich was anrichten, wenn alle Passagiere und Personal angeschnallt ist? Ich dachte immer, dass die Tragflächen 2m nach oben und unten geboben werden können und, dass ein Flugzeug auch ein plötzliches Absinken um 100m schadfrei übersteht.

  2. G! Says:

    Hi Smick

    Die Flügel können in der Tat sehr stark “gebogen” werden, ohne dass etwas passiert (sehr schön sichtbar beim Start eines A330, wenn die Flügel sich nach oben “biegen”). Wie auch immer, eine Gewitterzelle wie z.B. die im letzten Bild mit rot und sogar violett kann – sofern sie eine gewisse Grösse erreicht – das Flugzeug sehr wohl (stark) beschädigen. Dies u.a. auch daher, weil in diesen Wolken auch Hagel anzutreffen ist, was die Flugzeugstruktur sehr stark beschädigen kann (vgl. http://www.meteoradar.ch/forum/showthread.php?id=1076).

    Folge: um gewisse “Echos” fliegt man rum, die Distanz hängt von der Grösse und den Windverhältnissen ab.Da man aber genau dafür den Wetterradar hat, besteht keine Gefahr. Dennoch empfiehlt es sich – insb. dann, wenn die Piloten das “Anschnallen” anmachen, die Gurten geschlossen zu haben. Denn auch wir “sehen” nicht alle Turbulenzen kommen…

    G!

  3. IJL Says:

    Dies empfiehlt sich auch ganz besonders in der Nacht auf der Langstrecke… Leider gibts immer wieder Paxe, die der Meinung sind, ICH muss das nicht machen und die wundern sich dann wenn sie plötzlich schlafend aus ihrem bequemen Biz oder First Sitz an die Decke fliegen…

    Wir hatten neulich genauso einen Pax an Bord (kleiner Jet) der es uns auch nicht glaubte als der CMD ihm den Ratsshlag gab, bitte sezten und anschnallen… der Herr sass dann samt Notebook neben dem Sessel im Gang und schaute dümmlich aus der Wäsche…

  4. Smick Says:

    @G:
    Stimmt, das habe ich gar nicht bedacht, dachte mehr an Wind und das obwohl ich schon einmal eine solch verbeulte Maschine gesehen habe. Das sieht echt nicht feierlich aus und das Flugzeug mag das sicher gar nicht. Insbesondere kann ich mir das unangenehm am Leitwerk vorstellen, welches ja nicht so groß wie die Flügel ist, also wenn das ein paar fiese Brocken abbekommt… Der Flügel ist ja etwas länger, da kann ich mir als Laie eher vorstellen, dass der mehr abkann, weil ja das Wesentliche daran auch weiter hinten geschützt am Flügel liegt(oder etwa nicht?).

    @IJL:
    Passend dazu das Phänomen, dass in einem Ferienflieger irgendwie nach dem Erlöschen der Anschnallzeichen nach dem Start alle etwas unheimlich wichtiges aus den Fächern oben zu holen haben. Oder nach der Landung niemand auf das “Bitte Sitzenbleiben” hört. Dafür gibt’s aber kein Klatschen mehr, das finde ich sehr schade. 🙁

  5. G! Says:

    @ILJ
    Tja, Erfahrung macht klüger 🙂 Es hat ja schon einen Grund, dass wir “vorne” immer angeschnallt sind…

    @Smick
    Der Wind kann natürlich auch ein Problem sein, denn in diesen Wolken herrschen gigantische Aufwinde (nicht umsonst sind die Dinger >10 km hoch!) und Zonen mit (stark) unterschiedlichen Winden, was zu schweren Turbulenzen führt. Ausserdem würde es nix bringen, wenn das Flugzeug in starke Aufwinde gerät, die es – strukturell – aushält, dann aber 2000 ft höher ist…Stichwort: cleared level, Separation usw. Alles Gründe, auf keinen Fall in grosse Dinger reinzufliegen.

  6. IJL Says:

    @G

    Dieser Herr war eh der Meinung er könne besser fliegen als wir. Es bockte halt ein wenig auf dem Flug und wir haben ihn 4x gefragt ob es OK ist, wenn wir einen längeren Weg fliegen, dafür aber ruhiger. Da er es aber eilig hatte und nur meinte, dann könne er ja gleich Linie fliegen, haben wir nur das gröbste Umgangen. Als es dann wesentlich unruhiger wurde, bekam er 3x den Hinweis sich bitte anzuschnallen. Antwort: Na so schlimm kann es ja nicht werden, ist ja kein grosses Flugi. Als wir dann meinten, kleine Flugis können das auch, lachte er uns aus. Als ich dann nach der einen etwas heftigen Turbulenz erst mal vorne alles wieder ein wenig gerichtet hatte, und dann kurz nach hinten ging um zu fragen ob alles OK sei, sass er halt neben seinem Sessel und meinte nur: Na das war aber jetzt ein richtiges Luftloch…. Überflüssig ihm zu erklären, dass es keine Löcher gibt…. Pax fragte dann nur: Seht ihr diese Löcher nicht. Antwort von mir: Nein, diese Löcher sehen wir nicht, denn Luft sehen wir auch nicht. Wir sehen nur Gewitterzellen und deren Intensität….

    Auf dem Rückflug war er dann brav angeschnallt und sehr still und hatte auch keine Lust mehr alle 10 Minuten nach vorne zu kommen und zu fragen ob wir nicht bald da wären… Und gegen ein längeres Routing hatte er dann auch nichts mehr.

    @Smick

    Schlimmer die Wichtig Manager aus der Biz, die am liebsten schon aufstehen wenn man noch rollt. Neulich machte mich so einer richtig schräg von der Seite an. Da man ja auch in AMS ab und an länger rollt, meinte ich nur er könne sich Zeit lassen, aber nein, er kletterte von seinem Fensterplatz über mich drüber und wollte sofort sein Handy haben… Manchmal würde mich da eine satte Vollbremsung schon freuen, so einer steht dann nie wieder auf, that’s for sure. Er fragte mich nur wann ich denn aufstehen wolle, woraufhin ich nur meinte, dann wenn die Ansage aus dem Cockpit kommt, “Cabin Crew disarm the slides”, hat er nicht kapiert. Macht aber auch nix.

  7. G! Says:

    @IJL
    Vielen Dank für die Story 😀 Tja, was sag ich immer: jeder ein Experte…und wenn es mal einer auf diese Tour lernen muss und nix dabei passiert, umso besser. Er wird nächstes mal bestimmt den Anweisungen der Crew Folge leisten.

  8. airbusbauer Says:

    Hallo,

    bin neu hier und es gefällt mir gut.

    Es war mir auch neu, dass Gewitterwolken wirklich ein Risiko für die Sicherheit der Passagiere darstellen. Ich dachte, das schlimmste, was passieren könne, wären genervte Passagiere und ein außerplanmäßiger Werkstattaufenthalt.

    Deshalb meine Frage: Dürft Ihr mit kaputtem Wetterradar starten?

    Grüße
    Airbusbauer

  9. G! Says:

    Hallo Airbusbauer

    Danke.

    Wie gesagt, Gewitter sind erst ab einer gewissen Stärke und Nähe “gefährlich”.

    Wir dürfen ohne Wetterradar in die Luft, dies aber nur, wenn das aktuelle Wetter und die Vorhersage den Gebrauch des Radars nicht nötig macht, also schönes Wetter herrscht.

    G!

  10. airbusbauer Says:

    Das macht dann ja auch irgendwie Sinn. Danke für die Antwort.

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